Heute am Dienstag den 15.06. 2021 geht es als erstes in die Ortschaft Ząbkowice Śląskie ( auf deutsch „Frankenstein“ ).
Das Auto auf einen guten Parkplatz
abgestellt und zu Fuß in die Stadt gelaufen.
Auf dem Rundgang durch Frankenstein kam
ich als erstes an das
ehemalige Dominikanerkloster
mit
Klosterkirche aus dem 14. Jahrhundert.
Es
wurde 1428 zerstört und nach 1450 wieder aufgebaut.
Während
der Zeit der Reformation war es ab 1548 ungenutzt und wurde 1576
den Protestanten übergeben.
Im
Zuge der Gegenreformation wurde es 1629 den Dominikanern
restituiert.
Nach
der Säkularisation 1810
diente die Klosterkirche ab 1815 wiederum als evangelische
Kirche.
Seit 1946 Franziskanerinnenkloster.
Als
nächstes
kam ich zum Rathaus mit dem Marktplatz.
Das
neugotische
Rathaus
wurde 1862–1864 an der Stelle
eines 1858 abgebrannten Renaissance-Baus aus dem 16.
Jahrhundert nach Plänen
des Breslauer Architekten
Alexis Langer errichtet.
Der Ring , der Frankensteiner Marktplatz, bildet das Zentrum der Stadt und besitzt zahlreiche denkmalgeschützte Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert.
Frankenstein
wurde
durch den Breslauer Herzog Heinrich IV. auf
einem
Grund gegründet, der zum Teil dem bischöflichen Ort
Protzan
und
zum anderen Teil dem Trebnitzer Klosterdorf
Zadel
gehörte.
Seine
Lage an der sogenannten Königstraße, die von Prag über
Glatz nach Breslau führte, begünstigte die
Entwicklung der Stadt.
Erstmals
erwähnt
wurde Frankenstein in einer Urkunde vom 10. Januar 1287.
1298
erhielt die Stadt von Herzog Bolko I. von
Schweidnitz das Niederlagsrecht für Salz und Blei.
Sein
Sohn Bolko II. bestätigte 1334 das Fischereirecht und
befreite die Stadt ein Jahr später vom Rossdienst.
Bereits
1321
hatte er das Herzogtum Münsterberg begründet,
zu dem auch Frankenstein gehörte.
Die Geschichte der Stadt ist deshalb weitgehend identisch mit den Herrschaftsverhältnissen des Herzogtums.
1335 wurde die Stadt vom
mährischen Markgrafen und späteren böhmischen
König Karl IV. belagert.
Nachfolgend stellte Herzog Bolko
II. mit dem Vertrag von Straubing am
29. August 1336 das Herzogtum Münsterberg unter die
Oberlehenshoheit Böhmens.
1346 verpfändete der Münsterberger
Herzog Nikolaus das Weichbild Frankenstein dem
Adeligen Heinrich von Haugwitz ,
der zwei Jahre später das
Pfandrecht an König Karl IV. übertrug. Am 9. November 1351
erwarb Karl IV. Frankenstein
von Herzog Nikolaus und gliederte
es als Münsterberger Enklave dem Glatzer Land ein.
Damit unterstand das Weichbild
Frankenstein unmittelbar der Krone Böhmen.
Das Amt der Frankensteiner
Landeshauptleute übte
von 1368 bis 1465 in Personalunion der jeweilige Glatzer
Landeshauptmann aus.
Die 1351 ebenfalls erlangte
Obergerichtsbarkeit übten die Erbvögte aus. Von 1378 bis
1387 waren sowohl Frankenstein als auch das Glatzer Land
an den Markgrafen Jobst verpfändet,
der das Amt des Landeshauptmanns nicht ausübte und es an
Bevollmächtigte übertrug.
1388–1397 übte das Amt des
Landeshauptmanns Stefan Poduska von Martinitz aus,
ein Günstling des Königs Wenzel IV.
Nach Poduškas gewaltsamen Tod
wurden Frankenstein und Glatz 1397 an den Herzog Johann
II.
von
Troppau-Ratibor verpfändet
und von dessen Unterhauptleuten
verwaltet.
Nach dem Tod König Wenzels zahlte
König Sigismund 1422 das Pfand aus und ernannte den
ostböhmischen Adeligen Puta d.J. von Castolowitz
zum Landeshauptmann von Glatz und
Frankenstein.
Am 20. März 1428 wurde die Stadt
durch die Hussiten weitgehend
zerstört.
Nachdem der letzte Münsterberger
Herzog Johann
am 27. Dezember 1428 in der
Schlacht bei Altwilmsdorf den
Tod
fand,
fiel Münsterberg und damit auch
Frankenstein als erledigtes Lehen an König Sigismund.
Am 13. August 1429 verpfändete er
das Münsterberger Herzogtum an Puta d. J. und am 13. Juli 1431
auch Glatz und Frankenstein.
1434 verkaufte er ihm das
Herzogtum Münsterberg erblich.
Nach Putas Tod 1434 verkaufte seine Witwe Anna von Kolditz 1440 die Besitzungen an Hynek Kruschina von Lichtenburg.
Er gewährte Frankenstein 1441 zwei
Wochenmärkte, konnte sich jedoch nicht bei den Münsterberger
Ständen als Herzog durchsetzen.
Obwohl die Münsterberger Stände am
25. April 1443 den Troppauer Herzog Wilhelm von Troppau
zu ihrem neuen Landesherrn wählten,
dessen Mutter eine Schwester des
1428 gefallenen Herzogs Johann war, stand Frankenstein auf
Seiten Hyneks.
Nach der 1444 zwischen Hynek und
Herzog Wilhelm geschlossenen Vereinbarung erhielt Wilhelm das
um Frankenstein verkleinerte Herzogtum
und Hynek Kruschina das Weichbild
Frankenstein sowie das Glatzer Land.
Nach Hynek Kruschinas Tod 1454
verkaufte dessen Sohn Wilhelm Kruschina von Lichtenburg die
Besitzungen seines Vaters an den Landesverweser
und späteren König von Böhmen
Georg von Podiebrad.
Er übertrug das Herzogtum
Münsterberg und das Glatzer Land, das er 1459 zu einer
Grafschaft erhoben hatte, am 16. Dezember 1465 seinen Söhnen.
Sie teilten nach dem Tod ihres
Vaters 1472 das Erbe auf.
Herzog von Münsterberg und
Pfandherr von Glatz wurde der zweitälteste Sohn Heinrich d. Ä.
,
der sich zum katholischen Glauben
bekannte.
Dessen Sohn Karl I. war
ab 1511 alleiniger Herrscher des Herzogtums. Er widmete sich
besonders der wirtschaftlichen und baulichen Entwicklung von
Frankenstein.
Sein besonderer Ehrgeiz galt dem
Wiederaufbau des Schlosses, in dem er ab 1530 residierte. Nach
seinem Tod unterstützten seine vier Söhne die Ziele der
Reformation.
Wegen
der
ihnen vom Vater überlassenen Schulden konnten sie den
Schlossbau nicht vollenden.
Nach der Verpfändung des
Herzogtums diente es als Sitz der königlichen
Landeshauptleute.
Auch im Dreißigjährigen Krieg
mussten Stadt und Bevölkerung Zerstörungen und
Drangsalierungen erdulden. Zwei Jahre vor Kriegsende wurde das
Schloss gesprengt.
Nach dem Ersten
Weltkrieg fiel Frankenstein 1742 an Preußen.
Es stieg zur Kreisstadt auf und erhielt 1858
Eisenbahnanschluss.
Im selben Jahr wurde die Stadt
durch einen Brand zerstört.
Am 24. April 1858 um ca. 14.30 Uhr
fing ein Wohnhaus im Westen der Stadt, in der Nähe des
Silberberger Torturms, Feuer.
Begünstigt durch starke Winde,
breitete sich das Feuer schnell über die ganze Stadt aus.
Zahlreiche Gebäude, darunter auch
das Rathaus und die Bürgerhäuser am Ring, fielen dem Brand zum
Opfer.
Mit dem nachfolgenden Wiederaufbau
änderte sich durch die fortschreitende Industrialisierung der
Charakter der Stadt.
Um 1900 war Frankenstein noch von
einer Mauer umgeben, hatte zwei evangelische und drei
katholische Kirchen, eine Synagoge , ein Progymnasium ,
ein Schullehrerseminar, ein
Kloster der Barmherzigen Brüder , verschiedene
Fabrikationsbetriebe, und es wurden Magnesit und
Nickelerz geschürft.
Von 1926 bis 1945 produzierte in
Frankenstein die bekannte HARO-Füllhalterfabrik Hanns
Roggenbuck & Co.,
die
1930
eine weitere Niederlassung im tschechoslowakischen
Weißwasser
eröffnete.
Im Jahr 1945 gehörte Frankenstein zum Landkreis Frankenstein im Regierungsbezirk Breslau der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs.
Nun kam ich zum Schiefen Turm von Ząbkowice Śląskie (Frankenstein).
Die Kirche
wurde von 1413 bis 1415 errichtet, nachdem die dort zuvor
vorhandene Kirche aus Holz einem Brand zum Opfer fiel.
Wenige Meter
entfernt befand sich der Rest eines alten Wehrturms der ältesten
Stadtbefestigung. Das mächtige Mauerwerk bot sich an, einen
neuen Glockenturm darauf zu bauen.
Der Sage nach
wurde der Turm bereits vom Baumeister schief errichtet,
vermutlich senkte er sich jedoch aufgrund von Erdbeben.
Eine erste
Neigung wurde nach Erdstößen am 15. September 1590, dem Erdbeben
von Neulengbach 1590 , festgestellt.
1592 wurden
abermals Senkungen des Turmes konstatiert, in deren Folge dessen
Gewölbe im Unterraum geräumt werden mussten.
Am 24. August
1598 Am war
es im zehn Kilometer entfernten Bardo Slaskie (deutsch Wartha)
zu einem massiven Felsabbruch (Bergsturz von Wartha) gekommen,
worauf
sich der Turm erneut neigte.
Am 24.April 1858 zerstörte
ein Brand nahezu die gesamte Stadt bis auf die Kirche St. Anna
und Teile der Stadtmauer. Dabei wurde der schiefe Turm im oberen
Teil zerstört.
Er wurde 1860 mit senkrecht aufgesetztem Mauerwerk, abgeschlossen durch einen Zinnenkranz, bis zu 34 Meter Höhe neu erbaut.
Der
Überhang des Turms beträgt heute 150 cm, womit er
2,55 Grad von der Lotrechten abweicht.
In den vergangenen Jahren ist keine Veränderung der Neigung festgestellt worden.
Vom Schiefen Turm von Ząbkowice Śląskie ( Frankenstein ) hatte man eine schöne Aussicht auf die Umgebung.
Nun kam ich
an der Pfarrkirche St. Anna
aus dem 14. Jahrhundert vorbei.
Sie wurde
mehrmals umgebaut und erweitert; 1893–1895 regotisiert.
Die
farbig
gefassten Schnitzfiguren (Hl. Anna, Pietá, Madonna mit Kind) entstanden
um
das Jahr 1500.
Epitaph für Herzog Karl I. von Münsterberg († 1536) und seine Witwe Anna von Sagan († 1541), die hier bestattet wurden.
Zurück zum Marktplatz mit dem Rathaus
, wo ich nun eine Pause machte ,
ging es jetzt noch an die
weitgehend noch erhaltene Stadtmauer aus dem 13.
und 14. Jahrhundert.
Sie wurde im
16. Jahrhundert modernisiert. Dabei wurden das Schloss in den
Bereich der Befestigung einbezogen, der Graben vertieft,
die Wehrtürme errichtet und Schießscharten eingebaut. Die ehemals vier Stadttore wurden im Laufe der Jahrhunderte abgetragen.
Mit dem Auto geht es jetzt weiter in die Stadt Glatz.